Aus dem Archiv – Rollenspielkolumne 13: Reisen bildet

Wenn einer eine Reise tut, dann hatte er damals, im Jahre 2000, einiges zu würfeln …

Meine Gruppe hasst Reisen! Schlichtweg und plump gesagt, bitte, nun ist es raus. Da gibt’s nicht viel zu ergänzen. Diese Glosse ist damit zu Ende!

Na gut, mittlerweile kennt Ihr mich und wisst, dass ich auch aus einer culex pipiens einen loxodonta africana mache – und das wollt ihr doch, oder nicht? Woche für Woche treibt ihr mich dazu, mir Dinge aus den Fingern zu saugen, mich selbst und meine Gruppe zu verspotten und mit dem Finger auf die Dinge zu zeigen, die sich sonst keiner aufzuzeigen traut. Na gut, ihr habt es so gewollt!

Werfen wir also einen näheren Blick auf Reisen im Rollenspiel. Kaum hat die Gruppe die schützenden Mauern der letzten Stadt hinter sich gelassen und reitet eine Weile, in der unsereins (lies: Spielleiter) sich abmüht, sie die Strapazen und Leiden einer Reise auf dem Pferderücken nachfühlen zu lassen, da fangen sie auch schon an zu jammern wie Kinder auf der Rückbank: „Sind wir bald da? Ist noch weit? Krieg ich einen magischen gekühlten, mit Fruchtsirup übergossenen Eiszapfen?“
Kurzum – sie schleudern einem ihre ungebremste Langeweile ins Gesicht. Die Undankbaren! Nun ja, gewiss. Möglicherweise, nur in einem von hundert Fällen, kann es möglicherweise eventuell ein wenig langweilig sein, die neunte Wacheinteilung in Reihe zu erörtern oder das Nachtmahl zu beschreiben.
Was macht also der kluge Spielleiter? Er schickt Räuber! Oder Wildtiere! Oder räuberische Wildtiere! Oder Wilde Raubtiere! Oder alles zusammen. Und das zweimal am Tag, nach guter alter Zufallsbegegnungstabellenart.
Man kann es sich förmlich vorstellen, wie sie auf der Lauer liegen, die beiden Berglöwen, die noch nicht wissen, dass sie in Kürze nur noch Bettvorleger sein werden:
„Da, schau! Eine fette Ziege! Lass uns doch die jagen!“
*Prankenhieb* „Depp! Die ist viel zu mager!“
„Ja, aber jetzt. Da! Da drüben! Eine Gruppe unbewaffneter Bauern! Die fressen wir aber!“
*Prankenhieb* „Idiot! Ist doch viel zu langweilig!“
„Ui, da, da, da! Schau, da! Eine vollbewaffnete Heldengruppe, die einen Lärm machen wie 20 Ochsen!“
„Ja, die nehmen wir! Auf sie, Juchuh! Mit Gebrüll!“

Ach ja, es ist schön, wenn Rollenspiel realistisch ist!

 

Aus dem Archiv – Rollenspielkolumne 12: Sex!

Ein heikles Thema, das vorsichtig und mit Fingerspitzengefühl behandelt werden sollte. Aber das ist mir zu anstrengend, darum gibt es hier eine Konserve aus dem Jahr 2000. Zur Erinnerung: Damals gab es deutlich weniger Rollenspielerinnen – heute wäre es vielleicht der gerettete Prinz nebst Diener 😉

Mit dieser Überschrift habe ich euch, was? Ihr kleinen, unrealistisch-gekleideten-Kriegerinnen-auf- den-Brustpanzer-starrenden Ferkel, ihr! Aber ich muss euch enttäuschen! Es geht in dieser Woche nicht um Sex während des Rollenspiels. Auch nicht um Sex statt Rollenspiel, obwohl ich mancherorts Stimmen habe laut werden hören, die behaupten, sie würden sogar einen Rollenspielabend dafür opfern. Es geht auch nicht um Rollenspiel beim Sex (diese komischen, ganz ohne Würfel – obwohl, mit etwas Phantasie könnte man sicher auch Würfel… aber lassen wir das!) Nein, es geht um Sex im Rollenspiel.
Spätestens wenn die Schlacht geschlagen und die Prinzessin nebst bezaubernder Magd gerettet ist, kommt der gemeine Feld-, Wald- und Wiesenheld auf den Gedanken, dass es für die Prinzessin zwar eine satte Belohnung gibt, aber man ja durchaus auch einmal versuchen könnte, einen persönlichen Vorschuss zu erhalten.
Nur – ich scheine der einzige zu sein, der darüber spricht. Gemeinhin wird die schönste Nebensache der Welt an dem Spielabend mit einem „Na ja, und ihr beide macht dann… du weißt schon was!“
Besonders schlimm wird es, wenn sich entgegen aller Erwartungen ein weibliches Lebewesen der Spezies Homo Sapiens Sapiens an den Spieltisch verirrt hat. Da kann man erwachsene Männer erröten und stammeln sehen und plötzlich wird der raue Nordmann innerlich zum pubertierenden Klosterschüler, was seine Libido angeht.
Gut, ich kann nachvollziehen, dass der Spielleiter sich nicht zur kostenfreien Sexhotline seiner Spieler machen lassen will und Geschmäcker sind ja gerade in diesem Bereich so verschieden, dass man Glück hat, wenn man mit Sex in etwa das Gleiche meint, wie sein Gegenüber.
Aber eine Frage lässt mich nicht los, seit mein Testosteronspiegel mir dieses Thema aufgedrückt hat: Wie machen die das beim Live-Rollenspiel?

Aus dem Archiv – Rollenspielkolumne 11: Wir rufen Sie an!

Mal wieder was Angestaubtes 🙂

Wir rufen Sie an!

Ich habe ja schon das ein oder andere Mal meine Gedanken mit Euch darüber geteilt, wie der Rest der Welt die Rollenspieler sieht. Aber dabei ging es bisher um die Eltern, zufällige Begegnungen in der Bahn oder geifernde Katholiken mit brennenden Tonsuren – also unwichtigen Leuten, die überhaupt keinen Einfluss auf unser Leben haben. Aber aus gegebenem Anlass kam mir folgende, kurze Szene in den Sinn:
„Guten Tag, Herr Berger, nehmen sie doch bitte Platz!“
Unser Held betritt das Büro in einem unmöglichen Aufzug, in dem ihn weder seine Sexgespielin, noch seine Freunde wiedererkennen würden. Sein Hemd hat _keinen_ Vampireaufdruck, die schwarze Lederhose ist einer Stoffhose gewichen und die langen, fettigen Haare sind in einen ordentlichen Pferdeschwanz gefasst. Er setzt sich zögerlich.
„Ihre Testergebnisse sind ja sehr beeindruckend! Umfassende kommunikative Kompetenz, schnelle Auffassungsgabe, überraschend starke Teamfähigkeit… einer Anstellung in unserem Haus steht also eigentlich nichts mehr im Wege.“
Unser Held setzt sich auf.
„Aber da hätte ich noch eine Frage. Unter Freizeitaktivitäten haben sie Rollenspiel angegeben…“
Held (stolz): „Ja!“
„Nun… ehm… also wir sind ein sehr aufgeschlossenes Unternehmen und ihre sexuellen Neigungen gehen uns ja eigentlich auch nichts an…“
Unser Held springt auf: „Aber nein! Das haben sie missverstanden! Ich bin doch nicht einer dieser Perversen!“
„Ach, da bin ich aber sehr beruhigt!“
„Nein! Ich bin nur jedes Wochenende ein Magier!“
„Ein Magier?“
„Na ja, manchmal auch ein Werwolf!“
„Werwolf?“
„Oder ein cybernetisch verstärkter Kopfgeldjäger!“
„Jäger?“
„Aber am liebsten bin ich ein Vampir. Ein Brujah, wissen Sie? Bruchaaah, nicht Bruschah, übrigens.“
„Vam… Vampir?“
„Ja, so mit Blutsaugen und so. Aber wir sind da sehr friedlich! Bei uns stirbt kaum mal einer!“
„Ah… ah ja. Ja, Herr… Herr Dings… wir rufen Sie dann an…“

Und was lernen wir daraus? Vorurteile lauern überall! Seid auf der Hut!

Kinder, wie die …

Ich hab nicht mal Zeit für eine vollständige Überschrift … Aber im Ernst: Ist es echt schon wieder einen Monat her, dass ich hier was geschrieben habe? Nein, ist es nicht. Aber fast 😉

Das liegt zum einen an der allgegenwärtigen Rüsselpest, die auch mich und meine Familie viel zu lange niedergeworfen hat. Vor allem aber liegt es daran, dass ich fleißig an meinem kommenden Roman geschrieben habe: Die Rose der Unsterblichkeit 2: Schwarze Segel. Der liegt aktuell bei meinen treuen und liebenswerten Testlesern und nähert sich damit der finalen Überarbeitung. Im Mai soll er erscheinen.

Bereits im Handel erhältlich ist Grüne Hölle 1: Porto Velveyna, ein Das Schwarze Auge-Rollenspielbuch, bei dem ich die Bandredaktion innehatte. Beide Werke haben gemeinsam, dass sie den Leser/Spieler auf den Südkontinent Uthuria bringen. An Teil zwei arbeitet das hochmotivierte Uthuria-Team bereits. Einzelheiten kennt die Ulisses-Homepage.

In Kürze wird eine Cyberpunkt-Anthologie zu kaufen sein, für die ich eine Kurzgeschichte beigesteuert habe. Hier ein Eindruck in Videoform:

Außerdem laufen die Planungen für meinen Sommer-Wochenendkurs „Wie schreibe ich ein Buch“ auf Hochtouren. Mehr dazu demnächst, bisher sieht es nach einem Termin im Juli oder August aus.

Auch die Termine unseres Wortex-Poetry-Slams für den Rest des Jahres stehen schon fest. Es wird sehr abwechslungsreich! Nerd-Slam, Wurstex-Grillslam, Benefiz-Slam, um nur einige zu nennen. Stets (einigermaßen) aktuell informiert werdet ihr auf der Wortpiratenseite. Häufiger aber postet David Grashoff, der alte digital Resident, auf Facebook unsere Neuigkeiten.

Eher Special Interest, aber für mich natürlich wichtig: Mein Trainer Björn Schmiedeberg hat erneut gekämpft. Den Kampf kann man sich hier ansehen. Und wer mal mit uns trainieren will, der meldet sich einfach 🙂

Soweit der Rundumschlag. Und jetzt ab ins Wochenende. Zuerst in die Bibliothek und dann wird der Junior zielgerichtet ans Rollenspiel rangeführt, mit diesem Tiptoi-Buch.