Schreibtipp – Dialoge 4: Von der Schwierigkeit, einen Dialog echt klingen zu lassen

„Ein Dialog sollte wie ein echtes Gespräch klingen“, ist eine häufige Forderung, der sich AutorInnen gegenüberstehen. Tatsächlich? Aber gern:

Pizza bestellen – in echt

„Guten Tag … äh … ich hätte gerne einmal die … haben Sie auch Eis?“

„Ja, haben … haben wir.“

„Ja, äh, dann hätte ich gerne … also einmal die … Dreiund … Dreiundzwanzig und … mit Eis, also, äh, das hat keine … ich glaube das hat keine Nummer.“

Was niedergeschrieben grenzdebil wirkt, ist ein normales Gespräch. Wenn man sich selbst oder anderen einmal wirklich zuhört, wird man sich der Masse der Füllwörter oder Fülllaute und unvollendeten Sätzen schnell gewahr. Im Gespräch werden diese jedoch einfach überhört – unser Gehirn ist daran gewöhnt, dass wir uns beim freien Sprechen einen zurechtstammeln und filtert die relevanten Sachen raus.

Diese Filterfunktion greift aber beim Lesen nicht, da wir jedes Wort wahrgenommen. Ein guter geschriebener Dialog muss also so aussehen, wie ein vom Gehirn bereinigtes Gespräch sich anhören würde. Er soll natürlich sein, ist es aber schon per Definition nicht. Ich spreche darum lieber von einem realistisch wirkenden Dialog.

Pizza bestellen – im Buch

„Guten Tag, Ich hätte gerne etwas bestellt. Haben Sie auch Eis?“

„Ja, haben wir.“

„Dann hätte ich gerne einmal die Dreiundzwanzig. Und Eis. Ich sehe gerade, das hat gar keine Nummer?“

So könnte ein realistisch wirkender Dialog aussehen. Selbstverständlich gibt es wenige mögliche Szenen, in denen solche Belanglosigkeiten wirklich die Berechtigung haben, in einer Szene drinzustehen (immerhin sind wir nicht in einem Tarantino-Film, wo das Schwachfug-Geblubber zum Stilmittel erhoben wird, um mal in einem Nebensatz ein bisschen Shitstorm-Potenzial zu entfesseln 😉 Alien 4 hat es in meiner Welt übrigens auch nie gegeben, so wenig wie Highlander 2-4).

Wie macht man ihn realistisch?

Wie ein guter Dialog aussehen kann oder muss, ist immer auch eine Geschmacksfrage. Indirekte Rede („Er sagte dem Verkäufer, dass er eine Dreizunszwanzig wolle und dazu ein Eis“) beispielsweise ist das Gegenteil eines realistischen Dialogs, kann aber ein lohnendes Stilmittel sein.

Was zudem bei der einen Figur unnatürlich und verstiegen wirkt, kann bei einer anderen die „normale“ Redeform sein (siehe dazu auch Teil 3 der Dialogtipps)

Wie erreicht man nun aber, dass etwas realistisch klingt? Die beste Methode, die ich für mich bisher gefunden habe, ist schlichtweg das laute Vorlesen der Dialoge. Besser noch das laute Vorlesen lassen durch eine(n) Dritte(n) oder mit verteilten Rollen. Dann fällt euch sehr schnell auf, wenn etwas hölzern klingt, Sätze zu komplex sind oder die Aussagen nicht zu der Figur passen.

Im nächsten Teil stelle ich euch dann Schreibübungen zum Thema Dialog vor.

Alle Schreibtipps findet ihr hier. Diese und andere Themen behandele ich übrigens auch im Januar in meinem Seminar „Wie schreibe ich ein Buch?“

2 Replies to “Schreibtipp – Dialoge 4: Von der Schwierigkeit, einen Dialog echt klingen zu lassen”

  1. Ja, es ist schwer, alles nach dem ersten Highlander zu akzeptieren. Der zweite Teil ist für sich gesehen, wenn man ihn nicht als Highlander sieht, eigentlich ganz gut. Alien 4 fand ich jetzt auch nicht so schlecht, eher schon die AvP-Teile, die so gar nichts von den Comics haben.