Protektor – Leseprobe – Kapitel 7

Siebtes Kapitel: Krankenpolonäse (Eiszeit)

»Guten Tag«, begrüßte ich den Arzt, als er mit einer kleinen, dicken Krankenschwester in den Raum kam. Sie schenkte mir ein breites, strahlendes Lächeln, er ignorierte mich vollkommen, bis er es sich am Tisch bequem gemacht hatte und nach dreimaligem Klicken einen Kugelschreiber auf das rosafarbene Notfallprotokoll setzte. Sein Haarkranz und die auf der großen Nase weit nach vorn geschobene Brille verliehen ihm das Aussehen eines Geiers. Und ungefähr soviel Vertrauen hatte ich auch zu ihm.
»Hand?«, fragte er.
»Ja«, erläuterte ich. »Ich habe da in der Hand dieses Geschwür, das ziemlich schnell gewachsen ist, und jetzt mache ich mir natürlich ziemliche Sorge. Vielleicht können Sie mich ja beruhigen, ist vermutlich nur eine Allergie oder so?«, flehte ich und bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Schwester Danuta sich unauffällig immer näher an mich heranschob, unverändert irritierend breit lächelnd.
Mein Blick schwankte zwischen dem stummen Arzt und der lauernden Schwester hin und her. Der Arzt, der kein Namensschild trug, rollte auf dem Hocker sitzend zu mir herüber und riss meine Hand an sich, musterte sie eingehend, drehte sie um.
»Die andere«, kam ich ihm zu Hilfe. Er stürzte sich darauf und sein Ruck riss mich beinahe von der Behandlungsliege, auf deren Rand ich saß.
»Ha«, sagte er und nickte. »Wahrscheinlich Krebs!«
»Was?«, rief ich entsetzt.
»Krebs. Hautkrebs. Wir schneiden das mal raus und schicken es ein.«
»Krebs?«, kreischte ich und spürte Danutas glutvollen Körper an meinem Arm: »Pscht, ist sich nicht so schlimm, Liebelein, wird sich alles wieder gut, ja?«
»Krebs?«, wiederholte ich der Panik nahe.
»Vermutlich«, bestätigte der Arzt und stand auf, um diverse unheilschwangere Gerätschaften zusammenzusuchen.
»Krebs?« Ich fühlte mich wie eine hängende Schallplatte. Obwohl man heute wohl eher eine zerkratzte CD sagen müsste.
»Ja, doch«, verkündete der Arzt, nun schon etwas genervt, und legte Spritzen, Einmalskalpelle und diverses Verbandsmaterial auf die Liege neben mich. Dabei warf er der Schwester einen finsteren Blick zu, doch die hatte nur Augen für mich und fing jetzt an, mir beruhigend über den Kopf zu streicheln. Dazu musste sie jedes Mal ein Stück hochspringen.
»Wie … wie stehen denn meine Chancen?«, fragte ich und ignorierte den polnischen Flummi in Altrosa.
»Hätten früher kommen sollen«, verkündete der Arzt, packte meine Hand und rammte eine Spritze hinein.
Ich schrie vor Schreck und Schmerz auf und riss den Arm zurück. »Au!«
»Ja, ohne Betäubung geht wohl kaum, oder?« Der Arzt schüttelte den Kopf, als hätte er es mit einem störrischen Kind zu tun.
»Das Ding war gestern noch nicht da!«, warf ich ihm vor. »Wie hätte ich da früher kommen können?«
Er nahm wortlos meine Hand wieder in den eisernen Klammergriff, bellte Danuta auf Polnisch an und sie seufzte, ließ meinen anderen Arm los und legte sich mit einem verheißungsvollen Lächeln so auf meinen Unterarm, dass er zwischen ihrer beachtlichen Oberweite und dem ersten von zahlreichen Bauchspeckringen festgepinnt war. Erneut biss die Nadel in mein Fleisch, aber diesmal war es weniger schlimm. Scheinbar wirkte das Betäubungsmittel schon.
Ich verfolgte mit einer lethargischen Ruhe, wie er sich an meiner Hand zu schaffen machte. Irgendwann packte er das Skalpell aus und ich war froh über Danutas Leibesfülle, die meine Hand vor meinem Blick verbarg. Doktor Namenlos ging mit einer Vehemenz zu Werke, dass ich jeden Augenblick die Arie aus »Saving Privat Ryan« zu hören erwartete, aber es blieb still.
»So«, sagte er schließlich und ließ etwas Feuchtes in eine Metallschale fallen.
»Krebs?«, wimmerte ich.
»Ja, aber brauchst du keine Angst haben. Überlebt sich heute fast die Hälfte.«
Als wäre diese Einschätzung nicht schon motivierend genug, schnaubte der Arzt an dieser Stelle auch noch geringschätzig, weshalb ich meine Überlebenschancen auf ein Drittel korrigierte.
Die Hand wurde verbunden, man drückte mir eine großzügige Portion Schmerztabletten in die andere und dann ging der Arzt, mein Geschwür in der Schale, davon.
»Und jetzt?«, fragte ich Danuta, die wie von einem Gravitationsfeld wieder zu mir gezogen wurde und sich an meinen Arm heftete.
»Soll ich dir bisschen Tee machen?«, schlug sie vor, aber ich sah ihr an, dass sie dabei eher an eine andere Art Tauchsieder dachte.
»Nein, ich meine: Was passiert jetzt mit dem … Ding?«
»Ach so. Wird sich im Labor untersucht. Hast du morgen Bescheid. Gibst du mir Telefonnummer.«
Schlaues Mädchen, dachte ich, wiegelte sie aber ab: »Ne, ne, ich melde mich.«
Dann stand ich auf und taumelte, noch immer unter Schock und nun auch noch mit diversen Schmerzmitteln im Blut, auf den Fahrstuhl zu.
»Aber hast du doch meine Nummer nix«, rief Danuta mir nach, doch da öffnete sich der Fahrstuhl bereits. Ich ging hinein und drängte einen Würgereiz hinunter, als mein Blick auf die verbundene Hand fiel. »Nein«, machte ich mir Mut. »Das ist kein Krebs. Das ist eine Allergie. Oder wenigstens ist es gutartig. Das spürt man doch, wenn man Krebs hat.«
Kaum hatte ich es dem leeren Fahrstuhl mitgeteilt, wurde mir die Absurdität der Aussage bewusst. Und natürlich war das auch die Erklärung dafür, warum das Leben mir plötzlich Kaviar und Trüffel servierte. All das gute Karma, dass ich in meinem miserablen Leben gesammelt hatte, musste jetzt noch schnell in meiner verbleibenden Lebenszeit ausgeschüttet werden.
Da würde sich das Leben aber noch ordentlich anstrengen müssen. Wenn ich zum Beispiel an meinen ersten Krankenhausaufenthalt zurückdachte …

Solange ich nicht schlucke, sind die Schmerzen auszuhalten, aber schön ist trotzdem deutlich anders. Ich liege mit fünf anderen Patienten unterschiedlichsten Alters in einem Kotzgrün gestrichenen Zimmer des Südpark-Krankenhauses. Zwei der Patienten begnügen sich damit, in unregelmäßigen Abständen laut vor sich hinzustöhnen. Der eine, weil er noch halb in der Narkose seiner Blinddarm-OP liegt, der andere, weil er nix Besseres zu tun hat. Der Kleinste im Bunde, ein Grundschüler namens Michael, ist gute fünf Jahre jünger als ich. Tagsüber liest er Mickey-Maus-Hefte und schläft, aber dafür heult er die ganze Nacht über und ruft nach seiner Mutter. Das hält die anderen vier aber nicht davon ab, laut im Chor zu schnarchen.
»Das Schlimmste ist geschafft. Jetzt musst du dich nur noch ein paar Tage ausruhen«, sagte der Arzt heute morgen zu mir. Dass ich nicht lache. In der Einflugsschneise des Düsseldorfer Flughafens hätte ich mehr Ruhe. Zur Hölle, auf dem Rollfeld hätte ich mehr Ruhe.
Herr Rimald kommt vom Klo zurück. Er ist geschätzt Hundert und kommt zielstrebig auf mich zu. »Warum bist du denn hier?«
Ich verkrieche mich hinter meinem Yps-Heft und versuche ihn zu ignorieren, aber er schiebt eine gichtige Kralle über den Rand der Zeitschrift und wiederholt seine Frage.
»Mandeln, das wissen Sie doch, Herr Rimald.« Aber er weiß es nicht. Fünf Minuten außerhalb des Zimmers reichen aus, um ihn alle Anwesenden vergessen zu lassen.
»Ich hab Leistenbruch. Ist aber schön geworden«, verkündet er und lässt flink wie ein Affe die Hose herunter, um mir die rosige Narbe knapp über seinen Kronjuwelen zu präsentieren. Wobei Juwelen hier nicht wirklich angebracht ist. Das Ganze sieht eher aus wie Rosinen an drei Tage alter Bratwurst.
»Hier haben sie geschnitten«, erklärt er und strafft das schlaffe Bauchfell zur Seite. »Hier.«
»Toll, Herr Rimald«, sage ich und weise auf den Kleinen. »Der Michael will das bestimmt auch sehen.«
Der angesprochene quiekt auf und versteckt sich unter der Bettdecke. In dem Moment geht die Tür auf und Schwester Rita kommt herein. Sie ist eine nette Frau, etwa so alt wie meine Mutter, aber nicht so grimmig. Sie strahlt uns alle an, sieht den alten Exhibitionisten und tadelt: »Aber Herr Rimald, so im Zug zu stehen. Sie holen sich noch was weg.«
Sie stellt ein erstes Tablett mit Mittagessen auf dem Tisch ab, zieht Herrn Rimald die Hose hoch und schiebt ihn auf sein Bett. »Jetzt erstmal lecker Mittag!«
Wenig später hat sie die Tabletts verteilt und kommt ein letztes Mal mit zwei Eisbechern zurück. »Und hier das Eis für unseren Helden. Schön langsam lutschen, ja? Ist sicher schon viel besser, hm?«
Ich nicke stumm, denn ich will sie nicht anlügen, reiße sofort eine Eispackung auf und suche nach dem Löffel. Als sie das Zimmer verlässt und ich den Löffel noch nicht gefunden habe, stecke ich zwei Finger in die weiche Masse und schauffele mir soviel es geht in den Mund. Die Kühle ist herrlich in meinem zerschlitzten Hals. Wenn man mir vorher verraten hätte, dass man mir einen Natodraht in den Rachen stopfen und alles, was vorragt, damit absäbeln würde, hätte ich mir das noch mal überlegt. Das waren nicht mal zwei Wochen schulfrei wert.
Ich schlinge das Eis herunter, doch ich bin nicht schnell genug. Gerade als ich den anderen Eisbecher aufmachen will, fliegt die Tür auf und eine nasale Stimme ruft: »Ey! Arschloch!«
In der Tür steht Eduard »Eddie« Lindmeier, der auf meine Schule geht. Er ist sechs Jahre älter, aber nur drei Klassen über mir … das sagt wohl alles.
Ihm hatte man die Nase gerichtet, was medizinisch sinnvoll sein mochte, aber ästhetisch keinen Zugewinn brachte. Man macht aus einem Haufen Scheiße kein Gold, auch wenn man eine schiefe Wurst aufrichtet. Er sieht aus wie eine Mischung aus »Das Ding im Sumpf« und einem Schimpansen. Er hebt die Faust mit den haarigen Knöcheln und droht: »Ich hau dir die Fresse breit, du Zwerg!«
Dann stapft er zu mir herüber, wirft die feuchte Tellerabdeckung auf mein Bett und schnappt sich mit der einen Hand das Eis und mit der anderen die Bratwurst in Soße, wobei er tiefe Furchen durch den Kartoffelbrei zieht.
»Du isst das, was ich übriglasse!«, verkündet er, so wie in den letzten drei Tagen schon und die anderen Männer im Zimmer lachen. Aber heute ist etwas anders. Ich spüre, wie ich, nachdem ich von dem köstlichen Nektar gekostet habe, mein anderes Eis auch haben will. Mehr noch, ich muss es haben! Also umklammere ich seine Hand mit dem Eis und rufe: »Nein!«
»Lass los, du Spasti«, flucht Eddie und versucht die Hand freizubekommen.
»Das ist mein Eis!«, kreische ich und zerre an dem deutlich größeren und schwereren Gegner.
»Lass los!«, fordert er erneut und schlägt nach mir. Ich ducke mich weg und seine Hand kracht auf das Bettgestell. Die Wurst darin wird zermatscht und spritzt in Bröckchen in alle Richtungen. Eddie brüllt auf vor Schmerz, lässt das Eis aber nicht los.
»Ich mach dich tot!«, donnert er, aber da bekomme ich die Tellerabdeckung in die Finger.
»Das … ist … mein … Eis!«, keuche ich und beim letzten Wort trümmere ich ihm die orange, steinharte Plastikscheibe ins Gesicht. Es gibt ein lautes Knirschen und seine Nase steht wieder schief. Er macht keinen Mucks mehr, verdreht die Augen und sinkt ohnmächtig zu Boden.
Ich presse den zerdrückten Eisbecher gegen meine Brust, ziehe den Deckel ab und tauche erneut die Finger hinein. Als ich das kühle Ambrosia die Kehle hinabgleiten lasse, schmeckt es nach Blut, denn meine OP-Narben sind von der Anstrengung aufgeplatzt und ich habe eine massive Nachblutung. Vermutlich wird mich Eddie umbringen, sobald er wieder zu sich kommt. Aber all das ist mir egal. Ich genieße mein Eis, und es ist köstlich, denn es schmeckt nach Triumph.

Das Krankenhaus war an einem typischen Wuppertaler Hang gebaut, was bedeutete, dass man zwar zu ebener Erde in die Notaufnahme kam, hinten aber drei Stockwerke herunterfahren musste zum anderen Ausgang. Der war näher an der einzigen Kneipe, die mir noch einen Deckel machte, also drückte ich den entsprechenden Knopf und der Aufzug setzte sich in Bewegung.
»Nur keine Panik jetzt. Denk positiv«, dachte ich und gleich darauf: Apropos positiv, denn mir fiel ein, dass ich bei Veronique nicht verhütet hatte. Das würde mir jetzt noch fehlen.
In diesem Moment öffnete sich die Fahrstuhltür, aber wir waren noch nicht unten angekommen. Vor der Tür stand keiner, also drückte ich den Knopf, der sie schließen sollte, aber nichts geschah.
Ich lehnte mich aus dem Fahrstuhl und blickte den Gang hinab. Er war fast dunkel, an den Wänden hingen teils Planen, teils waren grüne Bauplatten davorgesetzt. Offensichtlich wurde hier gerade umgebaut. Nur das Licht aus einigen halb geöffneten Patientenzimmern lag keilförmig auf dem grauen Linoleum.
Ich trat zurück und drückte den Knopf erneut. Das Licht in der Kabine fing an zu flackern und es wurde mit einem Mal kälter. Mein Atem schlug sich in Wolken ab. Vermutlich hatte jemand irgendwo eine Tür offen stehen lassen.
Da kam eine Nonne in Sicht. Ihre Christenburka reichte bis zum Boden, so dass es aussah, als schwebe sie den Gang hinab. Sie trug ein Tablett mit Urinproben so stolz vor sich her, als brächte sie dem Papst die Hostien zum segnen. »Heiliger Mittelstrahl«, murmelte ich, und musste schmunzeln.
Doch das Lächeln verging mir, als die seltsame Gefolgschaft der Nonne in Sicht kam. Es mochte ein knappes Dutzend Patienten sein, die der Ordensschwester folgten. Einige, wie der alte Mann, der sich unter Mühen an einem Tropf festhielt, schlurften, andere rollten in zum Teil altertümlich wirkenden Rollstuhlungetümen und einer von ihnen, ein Mann mit langem, weißem Bart, zog sich mit den Armen über den Boden, was daran liegen mochte, dass er keine Unterschenkel mehr besaß. Sie alle starrten aus unterlaufenen Augen in meine Richtung.
Ich war entsetzt. Ich wusste ja, dass der Service im Krankenhaus schrecklich schlecht war, aber das ging doch wohl zu weit. Ich hob die Hand, wollte die Nonne ansprechen, da passierte sie mit ihrer Entourage einen der Lichtkeile. Mit blieben die Worte im Hals stecken.
Die Leute, sogar die jüngeren, waren so bleich und ihre Wangen so eingefallen, dass sie fast wie tot wirkten. Sogar ihre Krankenhauskittel schienen entfärbt.
Aus dem Mund einer jungen Frau, deren Rollstuhl eigentlich zu alt war, um einen Elektroantrieb zu haben, der sich aber dennoch ohne eine Regung ihrerseits fortbewegte, lief ein gräulicher Blutfaden.
Ich schüttelte mich, halb entsetzt, halb angeekelt, und wollte einen Schritt vor machen, aber da schoss die Eingangstür zu und sperrte mich im Aufzug ein. Ein Ruck ging durch die Kabine und das Ding stürzte förmlich nach unten, dass ich dachte, mein letztes Stündlein habe geschlagen. Doch dann fing er sich magenquetschend ab und öffnete mit einem scheinheiligen Ping die Türen. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich hinausschaute und obwohl ich nur einen hell erleuchteten Eingangsbereich vor mir sah, dauerte es noch ein bisschen länger, bis ich mich traute, hinauszutreten.
»Irgendwas stimmt hier ganz gewaltig nicht!«, verkündete ich dem Fahrstuhl, der mich mit einem Ping verhöhnte, die Türen schloss und mit seinem Tagwerk weitermachte.

Als ich erwachte, war es nass und sehr, sehr kalt. Ich schlug die Augen auf und sah einen schwarzen Klecks vor mir, der sich nach einigem Blinzeln als Vogel herausstellte. Das Tier nippte an der halb gefrorenen Flüssigkeit, in der ich lag, um dann bei meinem leisen Stöhnen schnell noch einen schwarzweißen Kommentar über mein Leben auszuscheiden und fortzuflattern.
Mühsam richtete ich mich auf. Offenbar hatte sich mein Lieblingswirt besonders großzügig gezeigt, wie sonst wäre es zu erklären gewesen, dass ich im Stadtbrunnen lag? Ich rutschte aus der Schneemischung und sah zum Rathaus auf, dessen Uhr mir die Zeit verriet: Acht. Das bedeutete, dass ich zumindest einige Stunden im eiskalten Wasser gelegen haben musste. Dafür ging es mir noch recht gut, immerhin war ich am Leben.
Ich warf den zahlreichen Passanten, die über den Rathausvorplatz liefen, finstere Blicke zu. Keiner von denen hätte mir geholfen, die hätten mich hier einfach erfrieren lassen. Ich hob meine Hand, um mir den eisigen Schnee aus dem Gesicht zu wischen und sah den durchweichten und schmutzigen Verband daran.
»Ach, stimmt ja«, sagte ich vor mich hin, und als mich eine Oma mit Rollwagen zweifelnd ansah, schrie ich sie an: »Ich hab Krebs!«
»Ich auch«, gab sie zurück. »Aber das ist kein Grund, hier so rumzuschreien!«
Ich sah ihr verblüfft nach, zupfte ein wenig am losen Verband, versuchte vergebens einige Schleifen wieder aufzuwickeln und beschloss dann, noch gnädig betäubt von der Kälte und der Melange aus Schmerzmitteln und Restalkohol, erstmal nach Haus zu gehen.
Krebs war heute ja nicht mehr unheilbar, sagte ich mir selbst und machte mich mit neuem Schwung auf, blieb mit dem Verband an einer Brunnenverzierung hängen, wurde aus vollem Lauf zurückgerissen und landete schmerzhaft auf der Seite.
Kurz erwog ich, dort einfach liegen zu bleiben, aber dann packte mich die Wut. Ich sprang auf und zerrte an dem Verband, doch der war hoffnungslos verdreht, also wickelte ich ihn von der Hand und erstarrte entsetzt. Die Handinnenfläche war von schwarzen, wulstigen Linien durchzogen, die von einem Kreis eingerahmt wurden. Von den Schnitten des Arztes war hingegen nichts mehr zu erkennen.
Ich ließ die Hand sinken und lachte ungläubig. Es gab nur eine Erklärung für all das: Ich wurde verrückt.
Ich sprang zu einer jungen Frau, die trotz der Kälte einen Rock trug, darüber einen Bundeswehrparker und auf der Stirn eines dieser indischen Smarties. »Sehen Sie das?«, fragte ich sie, dem Irrsinn nahe, und sie sah auf meine Hand, verzog das Gesicht und floh. Beim nächsten Passanten ging ich auf Nummer Sicher. Ich packte den Anzugträger am Arm und hieb ihm meine Hand fast ins Gesicht. »Da! Sehen sie da was?«
Der Mann blickte in meine fiebrigen Augen, dann auf die Hand. »Ja … Nein? Was wollen Sie denn hören?«
Mit einem verzweifelten Schrei stieß ich ihn zur Seite und sprang von hinten einem breit gebauten Rocker auf den Rücken, klammerte mich mit einem Arm und den Beinen an ihm fest und hielt ihm die verunzierte Hand vor: »Da, was siehst du da?«
Der Mann schüttelte sich mit einem Grunzen wie ein Hund und warf mich ab. Kurz schien er entschlossen, mich mit seinen Bikerstiefeln zusammenzutreten, aber dann ging er kopfschüttelnd weiter.
Ich rappelte mich wieder auf und startete einen letzten Versuch. Eine mollige Frau Typ alternde Hausfrau schlenderte an mir vorbei. »Entschuldigen Sie«, sagte ich und hielt ihr die Hand vor. »Sehen Sie hier auch was?«
Die Frau riss die Augen auf und ein Fauchen entrang sich ihrer Kehle, das von einem Puma hätte stammen können. Ihre Züge verzerrten sich, sie ließ ihre Einkaufstaschen fallen und schlug die Hände vor die Augen. Kurz bevor sie ganz bedeckt waren, erschien es mir kurz, als glühten sie rot auf. Ihre Mund zog sich in die Breite und wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich behauptet, ihre Zunge sei gespalten gewesen. Dann rannte sie los, prallte, wegen der zugehaltenen Augen, an einer Laterne ab, fing sich jedoch wieder und rannte weiter. Dabei hörte ich sie kreischen: »Protektor!«
Ich sah ihr lange nach, bis sie in den Straßen jenseits des Platzes verschwunden war. Wer war jetzt hier verrückt?
Dann sah ich mich um. Die vorbeiströmenden Mengen ignorierten mich, so wie ich es mit einem tropfnassen Irren auch getan hätte.
»Bekloppt oder nicht, ich muss was essen«, erklärte ich der kühlen Luft und erschauderte. Dann kniete ich mich hin, um die fallengelassenen Einkäufe der Frau aufzulesen, wieder in die Taschen zu stecken und machte mich mit einer gesunden Auswahl an gestohlenen Lebensmitteln auf den Heimweg.

Nach einer heißen Dusche, einem Omlett und einigen Gläsern Eierlikör ging es mir schon besser. Sicher, ich hatte die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder wurde ich verrückt, oder ich hatte Krebs. Vielleicht auch beides. Aber daran konnte ich im Moment nicht viel ändern. Ich fand noch eine Bandage in einem abgelaufenen Erste-Hilfe-Kasten unterm Bett, den ich dort hinterlegt hatte, als ich meinen Wagen aufgeben musste, und wickelte meine Hand wieder ein. Sie tat zwar nicht mehr weh, aber ich konnte den Anblick der dunklen Stränge unter meiner Haut nicht ertragen.
Nun stellte sich die Frage: Was tun? Während ich die InTouch durchblätterte, um mich etwas abzulenken, fiel mir etwas auf. Ich hob die Hand und krümmte sie etwas, als würde ich etwas damit umfassen. Das war genau die Hand, auf der Veronique so bezaubernd Platz genommen hatte, kurz bevor sie mir einen Kinnhaken verpasst hatte.
Gab es so etwas wie ansteckenden Krebs? War sie so eine Todesbotin wie diese Sängerin mit Migrationshintergrund, die wegen AIDS vergeklagt worden war? Suchte sie sich gutaussehende Männer … nein, streichen wir das … suchte sie sich Verlierertypen, die sie dann ansteckte? Nein, das erschien mir nun doch zu merkwürdig. Aber man konnte es nicht leugnen: Seit Veronique in mein Leben getreten war, lebte ich in chinesischen Zeiten. »Wegen dieses Fluchs«, erklärte ich dem ausgeschalteten Fernseher. »Von wegen: in interessanten Zeiten leben.«
Der Fernseher starrte mich aus seinem einen, schwarzen Auge an und ich stutzte. Es war Tage her, dass ich Fernseher oder Computer eingeschaltet hatte, und ich vermisste sie nicht wirklich.
»Ich werde dich finden, Baby!«, versprach ich Veronique. »Ich werde dich finden, und dann wirst du mir einiges zu erklären haben. Und gleich nachdem ich dich dann noch mal flachgelegt habe, höre ich auch wieder auf, wie ein Vollspecht mit mir selbst zu sprechen!«
Ich warf den Computer an, stieß einen kleinen Jubelruf aus, als ich mich sofort in ein WLAN-Netz zecken konnte und lud mir das Programm aus einer Tauschbörse, mit dem die Polizei ihre Fahndungsbilder erstellte. Zwei Stunden, eine Flasche Eierlikör und eine Schachtel Weinbrandpralinen später – der verrückten Hausfrau sei‘s gedankt – hatte ich Veroniques Konterfei täuschend echt nachgebildet.
»An mir ist ein echter Künstler verloren gegangen«, sagte ich und druckte das Bild aus. Der Drucker spuckte seine letzten, halb eingetrockneten Farbreste aufs Blatt und das Ergebnis wies deutliche Querstreifen aus. Dann piepte er und verweigerte jeden weiteren Dienst, solange er nicht mit neuer Tinte gefüttert wurde. Ich hatte mal gelesen, dass die Hersteller ihre Druckertinte teurer als Gold anboten, das fiel also weg. Aber ich hatte einen einigermaßen passablen Ausdruck hinbekommen, mit dem ich die Türsteher der Diskos dieser Stadt abklappern konnte.
Und dann gab es da ja noch die Community. Ich öffnete eine E-Mail, fügte das Bild an und schrieb:

Betreff: suche diese Frau

hey leute,

ich suche diese frau. spart euch kommentare wie kein wunder oder ich auch. sachdienliche hinweise entlohne ich mir retweets oder ich verschaffe euch jede menge kontakte im social network eurer wahl. bitte teilen.

KillerKlaus alias AlphaDick

Diese Mail verschickte ich an alle 12.306 Kontakte, die ich bei Facebook, Google+, Skype, Xing, Twitter und natürlich in meinen Mail-Verteilerlisten hatte. Dann sank ich kurz mit dem befriedigenden Gefühl im Sessel zurück, etwas getan zu haben und schlief ein.

Als ich aufwachte, war es Zeit für die Diskotour, die wegen meiner eingeschränkten Mobilität bis weit nach Mitternacht dauerte und außer dummen Sprüchen und Gelächter keine Ergebnisse brachte. Obwohl, das war nicht ganz richtig – hier und da hatte sich das Mitleid der Leute geregt und man hatte mir Kurze ausgegeben. Deswegen schwankte ich ein wenig, als ich mich wieder in die Wohnung schleppte.
Der Computerbildschirm war übersät mit Nachrichten und mein E-Mail-Postfach quoll über. Ich wollte nur noch schlafen, aber ein seltsames Kribbeln zog mich an den Rechner. Ich sortierte all die Links zu »auch geilen Weibern« oder »guck mal, ist die das nicht« aus, die mich auf Pornoseiten gebracht hätten. »Ich habe eine Freundin, die so aussieht« und ähnliche Nachrichten kamen für die spätere Bearbeitung in einen Unterordner.
Dann fiel mir eine E-Mail auf, die weiß auf schwarzem Grund geschrieben war. Sie stammte von »666forever«, einem abgedrehten Gruftietypen, der bei jeder Verschwörungstheorie ganz vorne mit dabei war. »Das ist sie doch, oder?«, stand darin.
Ich wollte sie schon löschen, als mein Blick auf den Betreff fiel: »Die Frau, die du suchst: Veronique Diablapeur«.
Ich rief mit zitternden Händen meine E-Mail auf. Ich hatte ihren Namen nicht hineingeschrieben. 666 musste sie also wirklich erkannt haben! Hektisch öffnete ich den Anhang und wurde bitterlich enttäuscht. Statt eines Fotos oder einer Adresse war es der Scan eines alten Gemäldes. Es zeigte einen Scheiterhaufen inklusive darauf festgebundener rothaariger Frau. Der Titel des Bildes war oben in das JPG eingelegt: »Verbrennung einer Hexe im Schwarzwald, Öl auf Leinwand, unbekannter Künstler, um 1640.«
Der Scheiterhaufen befand sich auf einem Platz, der von kleinen, gedrungenen Fachwerkhäusern umgeben war. Vorne im Bild standen diverse Leute in altertümlicher Kleidung, die meisten wirkten wie Bauern. Neben dem Scheiterhaufen stand ein Inquisitor in voller Priestertracht, flankiert von zwei Wachen mit Topfhelm und Hellbarde. Auf der anderen Seite hielt eine Frau gerade die Fackel an das Holz.
Was für ein mieser Scherz, dachte ich, da fiel mir das Gesicht der Frau auf. Der Künstler hatte das rötliche Fackellicht gut getroffen, und so dauerte es einen kurzen Moment, bis ich sie erkannte. Das war Veronique!
Natürlich konnte es nicht wirklich Veronique sein, aber die Frau sah ihr verteufelt ähnlich. Vielleicht eine Vorfahrin? Ich starrte das hübsche, ernste Gesicht an, dann speicherte ich es sorgfältig ab und suchte 666forever in meiner unendlichen Skypeliste. Er war online! Eilig schrieb ich ihm eine Nachricht: »hab deine mail gekriegt. mehr info bitte!«
Dann hielt ich meinen Blick auf das Chatfenster geheftet. »666forever tippt gerade« erschien dort und ich griff ohne hinzusehen eine Tüte aus den Vorräten der flüchtigen Hausfrau, riss sie auf und stopfte mir eine große Handvoll Wattepads in den Mund.
»Igitt«, schimpfte ich, spuckte die Kosmetikwolle wieder aus und schabte mit dem Zeigefinger die flusenden Fäden von der Zunge. Ich trank eilig mit etwas Wasser nach, das nach dem schmeckte, was verkorkste Lebensmittelchemiker für Apfel hielten, und suchte die Tüte mit Keksen. Als ich damit fertig war, prangte die Antwort bereits auf meinem Bildschirm: »Hey AlphaDick, das ist sie, oder nicht?«
»sieht ihr echt ähnlich«, schrieb ich zurück.
»Du wirst es mir nicht glauben, aber das ist sie selbst!«
Ich starrte einige Augenblicke auf den Bildschirm und war sehr enttäuscht. Doch wieder nur eine seiner irren Theorien. Aber vielleicht kannte 666 ja den Stammbaum Veroniques oder ihre Familie oder konnte mir sonst einen Hinweis geben? Und dann war da noch mein Bauchgefühl, dass darauf drängte, an der Sache dranzubleiben. »meinsten damit? vampir, oder was? ;-)«
»Keineswegs, obwohl du damit auf der richtigen Spur bist.«
»ne, is klar.«
»Ich habe dir gesagt, du würdest mir nicht glauben 😉 Aber es ist die Wahrheit. Die Frau, die du getroffen hast und die Frau auf diesem Bild sind ein und dieselbe Person.«
Ich schüttelte den Kopf und schrieb: »was haste geraucht?«
Die Antwort folgte prompt: »Afghanen 😉 Aber das ändert nichts daran, dass ich die Wahrheit sage.«
Ich schnaubte und trank noch einen Schluck Apfelmethadon. Was sollte ich dazu sagen. So einen Schwachsinn hatte ich lang nicht mehr gesehen, und ich war in einigen sehr seltsamen Foren unterwegs und hatte mir das Video vom Scientologen-Tom mehrfach angeguckt.
»Ich habe noch mehr Beweise, und vor allem kann ich dir sagen, wo du sie heute findest.«
»lass mich raten«, schrieb ich angefressen zurück. »friedhof?«
»Nein.«
Diese knappe Antwort, die so gar nicht auf meinen Spott einging und auch nicht versuchte, mich weiter zu belatschern, machte mich nachdenklich. Was 666 schrieb, war natürlich Quatsch. Aber vielleicht hatte er dennoch Hinweise auf Veroniques Verbleib.
»okay, hast mich an der angel. schieß los.«
»Nicht übers Netz. Komm mich besuchen.« Er schickte mir eine Adresse, die drei Nachbardörfer weit entfernt lag. »Aber heute Nacht noch.«
Ich rief Google Maps in einem und den VRR-Fahrplan im anderen Fenster auf und erkannte nach wenigen Klicks: Keine Chance. Um zu seiner Adresse zu kommen, bräuchte ich Stunden zu Fuß und öffentliche Verkehrsmittel fuhren jetzt überhaupt nicht mehr dahin.
»geht nicht, kein auto«, erklärte ich ihm.
»Heute, oder gar nicht. Ich erwarte dich!«
Er stellte seinen Skypestatus auf »Abwesend«, schickte mir aber noch ein weiteres JPG. Ich öffnete es und sah Veronique vor mir, diesmal auf einem Schwarz-Weiß-Foto in einer verlassenen, nächtlichen Straße. Die Hakenkreuzflaggen, die aus den Fenstern hingen, machten die zeitliche Einordnung nicht schwer. Entweder in den Dreißigern oder letztes Jahr in Leipzig.
»ich komme«, schrieb ich ihm eilig und raffte meine Sachen zusammen. Verzweifelte Zeiten verlangten verzweifelte Handlungen.
Während ich die Treppe herunterhastete, überschlugen sich meine Gedanken. Natürlich konnte Veronique, die Frau, mit der ich vor weniger als 48 Stunden im Bett – wiewohl nicht ihrem – gelandet war, nicht in den 1930ern bereits so ausgesehen haben, wie gestern. Dann wäre sie heute ja über 100 Jahre alt. Oder fast 400, wenn man das Bild im Schwarzwald in Betracht zog. Nein, es musste eine einfache Erklärung dafür geben. Eine große Familienähnlichkeit. Zufall. Photoshop. Oder ich wurde doch verrückt.
An der Wohnung unter meiner angekommen klingelte ich Sturm. »Moment«, erklang es verwundert aus dem Inneren.
»Klaus hier«, rief ich bereits, als die Tür sich einen Spalt öffnete und ich eine untersetzte Gestalt im weißen T-Shirt mit dem Aufdruck: »Female Body Inspector« erkennen konnte. Das war in etwas so realitätsnah wie ein »Ich bremse auch für Tiere«-Aufkleber auf Schumis Rennwagen.
»Äh, hallo«, sagte der Student und stand so verdreht, dass sein Unterleib von der Tür verborgen wurde. Der Geruch von Bebe-Öl verriet mir, was er mit seiner schnellen DSL-Leitung gerade angestellt hatte.
»Ich brauche dein Auto!«, kam ich gleich zur Sache.
»Was?« Er richtete sich verwundert auf und präsentierte nun eine ebenfalls weiße Boxershorts. Ihm hatte definitiv gefallen, was er gesehen hatte … mir gefiel es nicht.
»Alter!«, forderte ich ihn auf, unterbrach die Sichtlinie auf sein Gemächt mit einer Hand und er schwenkte den Träger wieder außer Sicht.
»Dein Auto«, wiederholte ich.
»Ich … also … ich kann doch nicht einfach … Warum denn?«
»Das ist eine lange Geschichte, aber es geht um Leben und Tod.«
Aus dem Wohnzimmer erklang mit einem Mal lautes weibliches Stöhnen und ich dachte schon, ich hätte meinem Nachbarn Unrecht getan, aber der verschwand aus dem Blick und kehrte wenig später mit einer Fernbedienung in der Hand wieder. »Der doofe Player spielt nach einer Weile auf Pause einfach weiter.«
»Aha. Pass auf, ich brauche dein Auto. Morgen früh hast du es wieder.«
»Ne du, mir ist da echt nicht so wohl bei.« Er wollte die Tür wieder zuschieben, aber ich stellte in guter alter Drückermanier meinen Fuß dazwischen und holte einen Zettel hervor, auf den ich einen Login geschrieben hatte.
»Pass auf, ich geb dir meinen WoW-Account. Du spielst doch Warcraft, oder nicht?«
Die Frage war eigentlich überflüssig. Ein Student, der mit Anfang Zwanzig an einem Samstagabend allein in seiner Wohnung die Schlange tanzen ließ, war praktisch schon von Haus aus ein sicherer Kandidat für Online-Rollenspiele.
Er nickte zögerlich, also fing ich an aufzuzählen: »Ich habe vier Charaktere, alle Stufe 70, das Schwert des Höllenfeuers, die Krone der ewigen Verdammnis, die Sieben-Meilen-Stiefel und den Wischmopp des Todes aus dem Hort des Jadedrachens. Außerdem einen Arsch voll Gold. Kannst du alles benutzen oder an deine Charaktere verschenken, ist mir wurscht.«
War es mir wirklich. Seit ich mir die monatliche Gebühr nicht mehr hatte leisten können und den kalten Entzug hinter mich gebracht hatte, war die »Welt von Kriegskunst« für mich nicht mehr reizvoll.
»Na okay«, sagte er und reichte mir den Schlüssel zu seiner Schrottkarre, einem Kadett, der vermutlich älter war, als er selbst. »Aber schön wieder voll tanken«, verlangte er.
»Klar«, log ich, schnappte mir den Schlüssel und gab ihm den Zettel mit Login und Passwort.
»Sag mal, hast du getrunken?«, fragte er entgeistert und schnüffelte.
»Unfug«, sagte ich, zog die Tür von außen zu und stürmte die Treppe hinunter. In weniger als einer halben Stunde wäre ich Veronique einen Schritt näher!

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